Nach dem Frühstück im Hotel habe ich immer noch reichlich Zeit und mache bei schönstem Wetter noch einen Rundgang durch das Städtchen. Heute ist mehr Leben in den Gassen und es gibt auch eine schöne Markthalle mit einem kleinen Flohmarkt auf dem Platz davor. Am Bahnhof kaufe ich mein Ticket. Ich gehe zurück ins Hotel, springe nochmal unter die Dusche und packe dann meinen Rucksack sorgfältig. Dann bezahle ich die Rechnung und gehe nochmal unten am Fluß entlang zum Bahnhof. Nachdem ich schon auf dem Bahnsteig bin, fällt mir auf, dass ich hier das Ticket gar nicht entwerten kann und muß nochmal zurück in die Bahnhofshalle. Es warten zahlreiche Pilger auf dem Bahnsteig. Viele der Pilger sind aus den USA und Kanada und sind gestern in Paris mit dem Flieger angekommen und dann über Nach mit Bahn hierher gefahren. Mit der
Regionalbahn fahre ich von Bayonne nach
Saint Jean Pied-de-Port (11:41-12:59) in Nieder-Navarra, eine der drei zu Frankreich gehörenden baskischen Provinzen. Der kleine Zug fährt durch das wunderschöne Tal des Flüsschens Nive und hält vier mal - wäre bestimmt auch schöm zum Wandern. Pünktlich erreichen wir Saint-Jead-PdP.
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Saint Jean Pied-de-Port |
Hier vereinigen sich drei der vier französischen Jakobswege, um dann in Spanien jenseits der Pyrenäen als der sog. Camino Frances weiter nach Santiago de Compostela zu führen. Mit
Express Bourricot werde ich um 17:00 über den Ibañeta-Pass nach
Roncesvalles (frz. Roncevaux - bask. Orreaga) fahren - hier wird dann morgen mein Camino beginnen. Vom Bahnhof gehe ich ca. 1 km ins Städtchen. Das Pilgerbüro hat Mittagspause, so gehe ich erst mal hinauf zur Zitadelle (natürlich von Vauban) - darin ist eine Schule untergebracht. Dann wieder hinunter zum Pilgerbüro (man spricht deutsch), wo ich einen ersten Stempel in mein Credencial, einige Informationsblätter und gegen eine kleine Spende auch meine Jakobsmuschel bekomme, die ich am Rucksack befestige. Dann gehe ich weiter die Strasse hinunter, schaue in die Kirche rein, weiter über die Brücke und schon bin ich am Stadttor, wo es hinaus auf den Camino geht. Ich bin ja erst um 17 Uhr mit Caroline von Bourricot am Bahnhof verabredet, so esse ich in einem Restaurant noch einen Salade Nicoise. Danach gehe ich nochmal durch Hauptstraße und weiter zum Bahnhof, wo ich mich auf einer schattigen Bank niederlasse. Ich treffe eine belgische Pilgerin, die ihre Tour heute beendet hat: sie ist vom Col de Somport auf dem aragonischen Weg gestartet und über Jaca, Puente la Reina, Pamplona und Roncesvalles hierher gelaufen und fährt jetzt mit der Bahn über Bordeaux und Paris nach Brüssel, genauer gesagt Charleroi.
Hier sollte eine Erklärung eingefügt werden, warum ich die erste Etappe überspringe...
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Das Augustinerklosrter von Roncesvalles |
Kurz nach 17 Uhr spricht mich ein Franzose an, ob ich auch auf Caroline warten würde. Er hat gerade mit ihr telefoniert und erfahren, dass sie sich 15 Minuten verspäten wird. Dann kommt sie, 5 Franzosen und ich samt Gepäck werden in den Kleinbus geladen und los gehts ueber Valcarlos-Luzaide (schon Spanien) und den Ibañeta-Pass nach Roncesvalles (Roncesvaux, Orriega). Einchecken in der Herberge Real Collegiata - mein Bett hat Nummer 330 oben unterm Dach. Alles ist noch ganz neu, je zwei Betten sind mit 150 cm hohen Wänden abgeteilt und jedes Bett hat ein Schließfach, in dem der ganze Rucksack Platz hat. Interessant ist die Tatsache, dass im so katholischen Spanien Männer und Frauen gemischt in den Schlafsälen untergebracht sind. Dann muss ich mich nebenan für das Abendessen anmelden: 19 Uhr oder 20:30? Ich nehme den späteren Termin und muss schon auswählen, was ich essen will: Gemüsesuppe und Forelle. Ich habe noch Zeit für einen Rundgang durch das große Kloster. Es gibt ein kleines Museum, den Kreuzgang und den Kapitelsaal zu besichtigen und dann natürlich die Kirche, in der um 8 Uhr ein Pilgergottesdienst stattfinden wird.
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Die Kirche in Roncesvalles |
Dann kann ich draußen noch was trinken und gehe nochmal hinauf zu meinem Bett - nebenan sitzt eine Koreanerin mit Lockenwicklern im Haar, ein anderer skypt mit seinem Notebook (natürlich gibt es WiFi kostenlos). Anschließend gehe ich zum Pilgergottesdient, wo schon ein Rosenkranz gebetet wird. Die Messe geht relativ schnell vonstatten und am Ende ruft der Pfarrer alle Pilger nach vorne um sich vor den Altar aufzustellen - dann gibt es den Pilgersegen in einigen Sprachen der anwesenden Pilger. Jetzt ist es doch schon 8:45 und ich muss mich beeilen zum Pilgermenu in der Casa Sabina zu kommen. Dort sind schon viele da und ich werde an einen Tisch mit zwei jungen Frauen aus Pamplona und einer kleinen Japanerin aus Kobe gesetzt. Wasser, Wein und Brot sind schon auf den Tischen, die Gemüsesuppe kommt auch schnell und gleich darauf die gebratene Forelle (Trucha) mit Fritten - als Nachtisch (Postre) gibt es einen Becher Yoghurt - alles in allem nicht schlecht für das Geld. Die kleine Japanerin erzählt, dass sie mehr als 12 Stunden gebraucht hat, bis sie über die Berge von SJPdP nach Roncesvalles gekommen ist und dass sie todmüde ist. Die beiden Frauen aus Pamplona machen eigentlich nur einen Wochenendausflug und sind mit dem Bus heraufgekommen und wurden in der alten Herberge untergebracht, da die neue schon voll war - sie werden morgen dann nur ein paar Kilometer hinunterwandern. Dann ist nicht mehr viel Zeit - auf in den Schlafsaal, denn um 22 Uhr wird das Licht gelöscht. Gute Nacht!