Samstag, 15. September 2012

Von Roncesvalles nach Zubiri

Strecke: 22 km  ( 431 m -  861 m) - TOTAL: 22 km
Auf dem Weg zum Alto de Erro
Um 6 Uhr geht das Licht an und kurz darauf geht ein holländischer Hospitalero durch die Schlafsäle und singt einen lateinischen Choral. Ich packe meinen Rucksack und habe Mühe alles wieder hinein zu bekommen. Der Rucksack kommt jedenfalls nicht wieder ganz unten hin, sondern in die Mitte und dann darauf den Kulturbeutel und das Handtuch. Gegen 7:30 Uhr gehe ich los. Draußen ist es noch neblig und kühl. Die kleine Japanerin ist auch schon unterwegs. Über einen Waldweg nahe der Straße erreiche ich bald Burguete, wo ich in einem Cafe frühstücke. Dann geht es weiter durch das Dorf und ich verpasse gleich mal das der Camino nach rechts abbiegt und gehe geradeaus weiter. Weiter der Straße folgend komme ich an einem Campingplatz vorbei, wo ich nach rechts abbiege und auf einem Waldweg Espinal / Aurizberri erreiche. Von hier aus geht es dann mit ein paar kurzen Pausen recht steil hinauf auf ein Plateau und weiter hinunter nach Bizkarreta, wo ich erstmal eine längere Rast mache. Hier treffe ich Jerry aus Colorado zum ersten mal. Am Ortsausgang finde ich einen kleinen Laden, wo ich meine Vorräte an Obst und Getränken auffüllen kann. Das nächste Dorf ist Lintzoain.und von hier an geht es wieder steil hinauf auf den Alto de Erro. Ich treffe ein Paar aus Brasilien, das mit Fahrrädern unterwegs ist und unbedingt den engen und steinigen Weg nehmen will und nicht die nahe gelegene Straße. Ich treffe dann Jerry wieder und wir gehen eine Weile gemeinsam. Der Weg führt weiter über ein Plateau bis man eine Straße überquert, wo eine mobile Bar ist, bei der man kalte Getränke bekommt. Von hier ab geht es sehr steil auf teils steinigen Wegen hinunter nach Zubiri. Man überquert den Rio Arga über eine alte Brücke, die Puente de la Rabia. Gleich hinter der Brücke ist eine Herberge, vor der schon viele Pilger warten. Ich gehe weiter durch den Ort zum Hostal Gau Txori, wo aber kein Zimmer mehr frei ist. Nach einer Cola gehe ich wieder zurück in den Ort und übernachte in der kommunalen Herberge -  es ist eine alte Schule. Zubiri ist der Hauptort des Valle de Esteribar.

Abendessen mit Jerry aus Denver im Gau Txori - Russischer Salad, Thunfisch in Tomatensauce, Flan, Rotwein.


Höhenprofil


Freitag, 14. September 2012

Von Bayonne über Saint Jean PdP nach Roncesvalles

Nach dem Frühstück im Hotel habe ich immer noch reichlich Zeit und mache bei schönstem Wetter noch einen Rundgang durch das Städtchen. Heute ist mehr Leben in den Gassen und es gibt auch eine schöne Markthalle mit einem kleinen Flohmarkt auf dem Platz davor. Am Bahnhof kaufe ich mein Ticket. Ich gehe zurück ins Hotel, springe nochmal unter die Dusche und packe dann meinen Rucksack sorgfältig. Dann bezahle ich die Rechnung und gehe nochmal unten am Fluß entlang zum Bahnhof. Nachdem ich schon auf dem Bahnsteig bin, fällt mir auf, dass ich hier das Ticket gar nicht entwerten kann und muß nochmal zurück in die Bahnhofshalle. Es warten zahlreiche Pilger auf dem Bahnsteig. Viele der Pilger sind aus den USA und Kanada und sind gestern in Paris mit dem Flieger angekommen und dann über Nach mit Bahn hierher gefahren. Mit der Regionalbahn fahre ich von Bayonne nach Saint Jean Pied-de-Port (11:41-12:59) in Nieder-Navarra, eine der drei zu Frankreich gehörenden baskischen Provinzen. Der kleine Zug fährt durch das wunderschöne Tal des Flüsschens Nive und hält vier mal - wäre bestimmt auch schöm zum Wandern. Pünktlich erreichen wir Saint-Jead-PdP.

Saint Jean Pied-de-Port
Hier vereinigen sich drei der vier französischen Jakobswege, um dann in Spanien jenseits der Pyrenäen als der sog. Camino Frances weiter nach Santiago de Compostela zu führen. Mit Express Bourricot werde ich um 17:00 über den Ibañeta-Pass nach Roncesvalles (frz. Roncevaux - bask. Orreaga) fahren - hier wird dann morgen mein Camino beginnen. Vom Bahnhof gehe ich ca. 1 km ins Städtchen. Das Pilgerbüro hat Mittagspause, so gehe ich erst mal hinauf zur Zitadelle (natürlich von Vauban) - darin ist eine Schule untergebracht. Dann wieder hinunter zum Pilgerbüro (man spricht deutsch), wo ich einen ersten Stempel in mein Credencial, einige Informationsblätter und gegen eine kleine Spende auch meine Jakobsmuschel bekomme, die ich am Rucksack befestige. Dann gehe ich weiter die Strasse hinunter, schaue in die Kirche rein, weiter über die Brücke und schon bin ich am Stadttor, wo es hinaus auf den Camino geht. Ich bin ja erst um 17 Uhr mit Caroline von Bourricot am Bahnhof verabredet, so esse ich in einem Restaurant noch einen Salade Nicoise. Danach gehe ich nochmal durch Hauptstraße und weiter zum Bahnhof, wo ich mich auf einer schattigen Bank niederlasse. Ich treffe eine belgische Pilgerin, die ihre Tour heute beendet hat: sie ist vom Col de Somport auf dem aragonischen Weg gestartet und über Jaca, Puente la Reina, Pamplona und Roncesvalles hierher gelaufen und fährt jetzt mit der Bahn über Bordeaux und Paris nach Brüssel, genauer gesagt Charleroi.

Hier sollte eine Erklärung eingefügt werden, warum ich die erste Etappe überspringe...

Das Augustinerklosrter von Roncesvalles 
Kurz nach 17 Uhr spricht mich ein Franzose an, ob ich auch auf Caroline warten würde. Er hat gerade mit ihr telefoniert und erfahren, dass sie sich 15 Minuten verspäten wird. Dann kommt sie, 5 Franzosen und ich samt Gepäck werden in den Kleinbus geladen und los gehts ueber Valcarlos-Luzaide (schon Spanien) und den Ibañeta-Pass nach Roncesvalles (Roncesvaux, Orriega). Einchecken in der Herberge Real Collegiata - mein Bett hat Nummer 330 oben unterm Dach. Alles ist noch ganz neu, je zwei Betten sind mit 150 cm hohen Wänden abgeteilt und jedes Bett hat ein Schließfach, in dem der ganze Rucksack Platz hat. Interessant ist die Tatsache, dass im so katholischen Spanien Männer und Frauen gemischt in den Schlafsälen untergebracht sind. Dann muss ich mich nebenan für das Abendessen anmelden: 19 Uhr oder 20:30? Ich nehme den späteren Termin und muss schon auswählen, was ich essen will: Gemüsesuppe und Forelle. Ich habe noch Zeit für einen Rundgang durch das große Kloster. Es gibt ein kleines Museum, den Kreuzgang und den Kapitelsaal zu besichtigen und dann natürlich die Kirche, in der um 8 Uhr ein Pilgergottesdienst stattfinden wird.

Die Kirche in Roncesvalles
Dann kann ich draußen noch was trinken und gehe nochmal hinauf zu meinem Bett - nebenan sitzt eine Koreanerin mit Lockenwicklern im Haar, ein anderer skypt mit seinem Notebook (natürlich gibt es WiFi kostenlos). Anschließend gehe ich zum Pilgergottesdient, wo schon ein Rosenkranz gebetet wird. Die Messe geht relativ schnell vonstatten und am Ende ruft der Pfarrer alle Pilger nach vorne um sich vor den Altar aufzustellen - dann gibt es den Pilgersegen in einigen Sprachen der anwesenden Pilger. Jetzt ist es doch schon 8:45 und ich muss mich beeilen zum Pilgermenu in der Casa Sabina zu kommen. Dort sind schon viele da und ich werde an einen Tisch mit zwei jungen Frauen aus Pamplona und einer kleinen Japanerin aus Kobe gesetzt. Wasser, Wein und Brot sind schon auf den Tischen, die Gemüsesuppe kommt auch schnell und gleich darauf die gebratene Forelle (Trucha) mit Fritten - als Nachtisch (Postre) gibt es einen Becher Yoghurt - alles in allem nicht schlecht für das Geld. Die kleine Japanerin erzählt, dass sie mehr als 12 Stunden gebraucht hat, bis sie über die Berge von SJPdP nach Roncesvalles gekommen ist und dass sie todmüde ist. Die beiden Frauen aus Pamplona machen eigentlich nur einen Wochenendausflug und sind mit dem Bus heraufgekommen und wurden in der alten Herberge untergebracht, da die neue schon voll war - sie werden morgen dann nur ein paar Kilometer hinunterwandern. Dann ist nicht mehr viel Zeit - auf in den Schlafsaal, denn um 22 Uhr wird das Licht gelöscht. Gute Nacht!

Donnerstag, 13. September 2012

Anreise über Paris nach Bayonne

Der Bahnhof von Bayonne
Von Bad Vilbel geht es mit der Regionalbahn zum Frankfurter Hauptbahnhof. Von hier fahre ich mit dem ICE (09:01-12:50) über Mannheim, Kaiserslautern und Saarbrücken nach Paris-Est. Der Schaffner bietet Metrotickest zur Weiterfahrt in Paris an - ein guter Service. Mit der Metro 4 (Richtung: Porte d'Orleans) komme ich in einer knappen halben Stunde zur im Süden von Paris gelegenen Metrostation Montparnasse-Bienvenüe und dem darüber liegenden Bahnhof Paris-Montparnasse von wo ich mit dem TGV über Bordeaux nach Bayonne im franzöischen Baskenland (14:29-19:29) fahre. Der Bahnsteig für den Zug wird erst recht kurz vor Abfahrt bekannt gegegen, dann geht das Gerenne los. Der Zug ist sehr voll und er braucht für die 750 km genau 5 Stunden - ich werde für die gleiche Strecke zu Fuß auf dem Camino etwa 5 Wochen brauchen. Es gibt keinen Halt bis Bordeaux-St.Jean, es folgt ein weiterer Halt in Dax und dann kommt pünktlich in Bayonne an. Offenbar gibt es jetzt auch noch einen Bus nach Saint-Jean-Pied-de-Port, mit dem manche Pilger gleich noch weiter fahren.

In Bayonne übernachte ich im Hotel Côte Basque gleich gegenüber dem Bahnhof - gebucht über booking.com. Ich checke ein und mache dann noch einen Rundgang durch die Stadt, in die man über eine große Brücke über den Fluß Adour kommt. Die Breite des Flusses wird wohl sehr von den Gezeiten bestimmt. In Bayonne ist nicht viel los - offenbar ist die Saison schon vorbei. Ich gehe dann wieder zurück zum Hotel und finde dort in der Nähe ein nettes Restaurant. Ich esse einen Salade Landaise mit Gesiers de Dinde, was wohl Putenleber ist - das ist ja eigentlich nicht mein Fall, aber es ist gar nicht so schlecht. Das Bier Pression ist auch gut. Auf dem Rückweg schaue ich nochmal beim Bahnhof vorbei und stelle fest, dass der Zug um 9:41, den ich eigentlich nehmen wollte geht morgen nicht. Es gibt einen um 7:41 und einen um 11:41 und da ich es ja morgen nicht eilig habe, werde ich den späteren nehmen und kann somit noch gemütlich frühstücken. Im Hotel werfe ich noch einen Blick in die französischen Fernsehkanäle - ist aber nicht sehr ergiebig. Gute Nacht!

Dienstag, 11. September 2012

Bald geht's los

Das Jakobskreuz
Jetzt steht es fest: Am Donnerstag, 13. September 2012, werde ich mit der Bahn von Frankfurt über Paris und Bordeaux nach Bayonne fahren. Dort werde ich übernachten und am Freitag mit der Bahn nach Saint-Jean-Pied-de-Port weiterfahren.

Wer, wenn nicht ich?
Wann, wenn nicht jetzt?