Sonntag, 24. März 2013

Camino 2013

Seit einigen Wochen überlege ich schon, welchen Camino ich in diesem Jahr gehen könnte. Lange war die Via Podiensis von Le Puy-en-Velay in der Auvergne nach Saint-Jean-Pied-de-Port in den Pyrenäen mein Favorit. Dabei könnte ich auch die im vorigen Jahr ausgelassene erste Etappe des Camino Frances von Saint-Jean-pied-de-Port nach Roncesvalles nachholen. Im Februar hatte ich mir bereits den Wanderführer von ROTHER für die Via Podiensis gekauft.

Aber mittlerweile gefällt mir die Via de la Plata von Sevilla über Merida, Caceres, Salamanca, Zamora und Ourense nach Santiago de Compostella doch besser. Jetzt habe ich mir die beiden bewährten Wanderführer von ROTHER und OUTDOOR für die Via de la Plata besorgt und werde mit der Ausarbeitung der Route beginnen. Von der Website des Rother-Bergverlagsst können die sehr hilfreichen GPS-Daten heruntergeladen werden - auch die Leserzuschriften sind wichtig, um über aktuelle Veränderungen informiert zu sein. Beim Conard Stein Verlag, der die OUTDOOR-Führer herausgibt, gibt es lange Liste von Updates zum Download. Darin finden sich neben aktualisierten Informationen zu Unterkünften und Wegänderungen zwei weitere nützliche Links um die Beschreibungen für den Weg nach Finisterre und den Weg nach Muxia herunter zu laden und außerdem ein Link zu seidelgraphik.de, wo man GPS-Daten herunterladen kann.

Beim Studium der Führer und anderer Ressourcen im Internet merkte ich sehr bald, dass der Begriff der Via de la Plata nicht so leicht zu fassen war. Zunächst mal ist die Via de la Plata a priori kein Pilgerweg sondern eine bereits in vorrömischer Zeit wichtige Nord-Süd-Verbindung für Hirten (Triftweg) und phönizische Händler erreichten so die Bodenschätze in Nordspanien (Las Medulas). Die Römer bauten dann diesen Weg zur befestigten Calzada Romana aus, die vor allem die großen Römischen Städte Merida (Augusta Emerita) und Astorga (Asturica Augusta) verband aber wohl auch damals schon bis Sevilla (Hispalis und Italica) weiterführte. Als anfangs des 8 Jahrhunderts die Mauren die Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel übernahmen wurde auch von ihnen diese wichtige Verbindung weiter ausgebaut. Im Zuge der Reconquista war diese Strecke wichtig, um Andalusien zu erreichen. In dieser Zeit entwickelte sich auch der irreführende Name "Via de la Plata", der sich herleitet von der arabischen Bezeichnung "Bal'latta", was großer gepflasterter Weg bedeutet - mit Silber hat dieser Weg also nichts zu tun. Ende des 13. Jahrhunderts wurden durch König Alfons X. die Canadas Reales geregelt - diese Triftwege, die auch auf dieser Strecke verlaufen, hatten bis ins letzte Jahrhundert große Bedeutung. Auf der Via de la Plata wurden die in den andalusischen Häfen eintreffenden Waren aus den Kolonien auch ins Binnenland gebracht. Im 18. Jahrhundert verlor die Via de la Plata wegen die Neuordnung der Fernstraßen durch König Philipp V. mit der Zentralisierung auf Madrid viel an Bedeutung.  Heute ist diese periphere Verbindung, die oft auch Ruta de la Plata genannt wird, wieder wichtig und hier verläuft von Sevilla bis Gijon die Carretera Nacional  N-630  und die Autovia Ruta de la Plata  A-66 , die ein Teil der Europastraße Ruta Europea  E803  ist. Der rot-weiß markierte Fernwanderweg (Sendero de Gran Recorrido)  GR-100  führt von Astorga nach Merida.

Nachdem ich nun die lange Geschichte der Via de la Plata verstanden hatte, stellte sich die Frage wie ich eigentlich nach Santiago de Compostela komme. Im Untertitel des OUTDOOR-Führers taucht der Mozarabische Jakobsweg auf. Bisher dachte ich, dass es sich dabei um den Weg von Granada über Corodoba nach Merida handele, was aber offenbar nicht ganz richtig ist. In der Tat endet der Mozarabische Jakobsweg natürlich nicht in Merida, sondern er folgt von dort aus der Via de la Plata bis Granja de Moreruela - zwei Tagestouren nördlich von Zamora - wo der letzte Teil des Mozaribischen Caminos nach Westen abbiegt. Dieser Weg wird auch sehr oft Camino Sanabres genannt nach der Region Sanabria im äußersten Westen der Provinz Zamora. Auf diesem Weg erreicht man über Ourense schließlich Santiage de Compostela. Der gesamte Weg wird auch Camino de Santiago de la Plata genannt.

Zum Camino Sanabres gibt es zwei Alternativen: Eine ist der von Zamora durch Portugal führende Camino Portugues de la Via de la Plata, der über Braganca geht und bei Verin in Galicien dann wieder auf den Camino Sanabres trifft. Die zweite Option ist, der Via de la Plata bis Astorga zu folgen und dann auf dem Camino Frances nach Santiago de Compostella weiter zu pilgern. Die meisten Pilger auf der Via de la Plata, werden allerdings den Camino Frances schon gegangen sein und von daher genau wie ich den Camino Sanabres vorziehen.

Ich werde von jetzt an meinen diesjährigen Weg Camino de la Plata nennen.